Im Forschungsprojekt AccessibleMaps adressieren wir einen nutzungszentrierten Gestaltungsansatz, in dessen Rahmen die Zielgruppe in die Entwicklungen und Forschungen in jeder Projektphase eingebunden wird. Bei der Entwicklung von nutzungsfreundlichen und barrierefreien Anwendungen rückt somit der Mensch als Nutzender von Technik stärker in den Vordergrund. Um ein erhöhtes Verständnis für die Zielgruppe sowie deren Ziele und Bedürfnisse entwickeln zu können, kommen in der Usability Forschung verschiedene Methoden zum Einsatz. Im Rahmen von AccessibleMaps wurde zu diesem Zweck zunächst eine umfangreiche Online-Befragung mit Menschen mit Blindheit, Sehbehinderung und Mobilitätsbeeinträchtigung durchgeführt. Auf deren Grundlage wurden Personas entwickelt, die in Form von fiktiven Personenbeschreibungen die Bedürfnisse und Anforderungen der Zielgruppe widerspiegeln. Darüber hinaus ist eine „User Story Map“ abgeleitet worden, die mögliche Interaktionsszenarien bei der Benutzung einer Anwendung zur Unterstützung bei der Orientierung in Gebäuden reflektiert.
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Online-Befragung
Anfang 2020 wurde im Rahmen des Projektes „AccessibleMaps“ eine Online-Befragung mit 136 Teilnehmenden mit Blindheit, Sehbeeinträchtigung und Mobilitätsbeeinträchtigung durchgeführt. Ziel der Studie war es, die aktuelle Praxis von Menschen der Zielgruppe bei der Orientierung und beim Auffinden von Wegen in unbekannten Gebäuden zu analysieren. Dabei wurden neben Orientierungsstrategien auch Informationen zu Herausforderungen bei der Orientierung und der Informationsbedarf über die Barrierefreiheit von Gebäuden analysiert. Darüber hinaus gibt die Befragung Aufschluss über die Erfahrungen der Teilnehmenden mit unbekannten Gebäuden, mit Navigationsanwendungen und Karten. Auch Anforderungen an Karten sowie bevorzugte Kartenformate und -typen wurden erfasst. Die Ergebnisse der Befragung bilden die Basis, um eine zielgruppenorientierte und bedarfsgerechte Kartenanwendung für Gebäude entwerfen zu können. Im Rahmen des Projektes wurden hieraus Anforderungen für die Entwicklung einer mobilen, digitalen Kartenanwendung sowie Personas abgeleitet.
Nachfolgend erhalten Sie einen Überblick über die Ergebnisse der Befragung. Eine detaillierte Beschreibung können Sie dem angefügten Bericht entnehmen.
Ergebnisse der Befragung
Teilnehmende. Insgesamt haben 136 Personen den Fragebogen vollständig ausgefüllt. Darunter waren 34 Personen mit einer Mobilitätsbeeinträchtigung, 64 Personen mit Blindheit und 43 mit einer (starken) Beeinträchtigung des Sehens. Die Teilnehmenden waren im Durchschnitt 45,5 Jahre alt (SD: 14,7). Die Mehrheit der Befragten kommt aus dem deutschsprachigen Raum und
war zum Zeitpunkt der Befragung berufstätig.
Besuch öffentlicher Gebäude. Alle drei Gruppen besuchen öffentliche Gebäude mit einer zum Teil unterschiedlichen Häufigkeit, insbesondere in Bezug auf verschiedene Gebäudetypen, was den Bedarf an Hilfsmitteln zur Orientierung in Gebäuden untermauert. Im Durchschnitt werden Einkaufszentren, Flughäfen und Bahnhöfe, Restaurants und Bürogebäude am häufigsten besucht.
Planungsverhalten der Befragten. Reisen zu unbekannten Gebäuden werden von dem Großteil der Befragten meist mehrere Tage im Voraus geplant. Am häufigsten werden Planungen von zu Hause oder im Büro vorgenommen. Hauptgründe dafür, die Reise nicht im Voraus zu planen (13 Prozent), sind die mangelnde Verfügbarkeit an Informationen sowie die fehlende Barrierefreiheit von Materialien.
Materialien zur Planung. Insgesamt werden digitale Karten, eine Begleitperson oder Assistenz sowie Beschreibungen von vielen Befragten vorrangig zur Planung zu Hause verwendet. Für Personen mit Blindheit ist eine Belgeitperson/ Assistenz in allen Phasen der Reise sehr wichtig.
Auch Fotos sowie gedruckte Karten werden von einigen Befragten vor allem für die Planung zu Hause oder im Büro als Informationsquelle genutzt. Bemerkenswert ist, dass Materialien im Gebäude selbst seltener Anwendung finden.
Informationsbedarf zur Planung und Durchführung. Die Daten legen nahe, dass sich der Informationsbedarf bei der Planung zwischen Befragten mit Blindheit, Sehbehinderung und Mobilitätsbeeinträchtigung unterscheidet. Während zur Planung vor allem generelle Gebäudeinformationen, wie die Adresse des Gebäudes, der Raumname des Ziels, Öffnungszeiten sowie Lage der Haupteingänge wichtig sind, besteht vor Ort im Gebäude auch der Bedarf an konkreteren Informationen wie die Lage der Treppenhäuser.
Strategien zur Wegfindung. Das wiederholte Nachfragen, um einen Weg zu finden, stellt sich dabei als eine der häufigsten Strategien aller drei Gruppen heraus. Während knapp jede dritte Person mit Blindheit darüber hinaus eine begleitende Assistenz nutzt, hat nur in etwa jede zehnte befragte Person mit Sehbehinderung bzw. Mobilitätsbeeinträchtigung eine Assistenz. Besonders Befragte mit Blindheit oder Sehbeeinträchtigung hätten hingegen lieber öfter eine Karte oder textuelle Beschreibung zur Verfügung. Um den Ausgang in einem Gebäude zu finden, merken sich die meisten Befragten den Hinweg und nehmen diesen auf dem Rückweg erneut.
Herausforderungen in Gebäuden. Barrieren und Herausforderungen entstehen vor allem durch die Bauweise (z.B. stark verwinkelte Gänge, runde Wände, große Glasfronten, zu schwere Türen) als auch durch die Gebäudeausstattung (z.B. fehlende, zu kleine, kontrastarme Beschriftungen, schlechte Beleuchtung). Lesbare Beschilderungen und eine gute Beleuchtung sowie Leitsysteme können die Orientierung verbessern.
Nutzung von Gebäudekarten. Nur etwa ein Viertel aller Teilnehmenden hat bisher Erfahrungen mit Gebäudekarten gemacht, wobei digitale und gedruckte Karten am häufigsten verwendet wurden. Der Ort, an dem die Karten bisher genutzt wurden (zu Hause, unterwegs oder im Gebäude) variieren insbesondere zwischen den Befragten mit Blindheit, Seh- oder Mobilitätsbeeinträchtigung. Die Daten zeigen zudem die mangelnde Verfügbarkeit von Gebäudekarten als einen Hauptgrund dafür auf, warum diese bisher nicht genutzt werden. Es besteht in allen Gruppen der Wunsch zur Nutzung von Gebäudekarten.
Personas
Personas sind fiktive Menschen der Zielgruppe, die wie reale Nutzende Ziele, Bedürfnisse, Fähigkeiten und Eigenschaften haben. Dabei werden auch Herausforderungen der Persona sowie das aktuelle Nutzungsverhalten beschrieben. Personas stehen somit stellvertretend für einen großen Teil der späteren Nutzenden. Für eine Anwendung können deshalb auch verschiedene Personas entwickelt werden, die jeweils unterschiedliche Sichtweisen und Bedürfnisse widerspiegeln. Auf der Grundlage der Personas werden im weiteren Entwicklungsprozess konkrete Nutzungsszenarien erörtert, die von der späteren Anwendung direkt adressiert werden können.
Die nachfolgend aufgeführten sechs Personas repräsentieren die adressierten Nutzendengruppen des Forschungsprojektes AccessibleMaps. Grundlage dafür bilden wissenschaftliche Erkenntnisse, die wir im Rahmen einer Online-Studie gewinnen konnten sowie persönliche Kontakte und Interviews mit Menschen der Zielgruppe sowie existierende wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Literatur. Es wurden jeweils zwei Personas stellvertretend für Menschen mit Blindheit, Sehbeeinträchtigung sowie Menschen mit Mobilitätsbeeinträchtigung entwickelt, um die verschiedenen Bedarfe abzubilden.
Persona: Menschen mit Blindheit
Alex, 35 Jahre, blind
Zuversichtlich, selbstsicher
Ich habe eine gute Orientierung, leider fehlen mir meist die notwendigen Informationen, um Wege in unbekannten Gebäuden schnell selbstständig zu finden.
Alex, 35 Jahre, blind
Über die Person
Alex ist seit der Kindheit blind und besucht sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext unbekannte Gebäude, wie Hotels, Restaurants, Bürogebäude, Einkaufszentren. Alex hat eine gute Orientierung und ist meist allein unterwegs. Weil Alex häufig verschiedene Gebäude besucht, ist es wichtig, schnell ans Ziel zu gelangen. Alex hat Erfahrungen mit haptischen Karten, die vorrangig im Gebäude oder auf dem Weg dorthin genutzt werden. Er verwendet häufig Navigationsanwendungen auf dem Smartphone, um sein Ziel zu erreichen und verlässt sich stets auf die technischen Hilfsmittel.
Erfahrungen & Fähigkeiten
- Braillekenntnisse: sehr gut
- Orientierung: sicher/gut
- Karten: wenige
- Technologie: sehr viel
Ziele & Motivation
- Selbstständig Ziele in einem unbekannten Gebäude schnell finden
- Aktuelle Informationen über das Gebäude erhalten
- Gebäudekarten nutzen, um sich Wege selbst erschließen zu können
Hilfsmittel
Alex verwendet einen Langstock und hat ein Mobilitätstraining absolviert. Das Smartphone dient oft als Hilfsmittel für verschiedene Dienste.
Verhalten
- Planung einer Reise am selben Tag oder einen davor
- benutzt häufig das Smartphone als Hilfsmittel zur Outdoornavigation
- nutzt Gebäudemerkmale zur Orientierung oder fragt, wenn keine anderen Informationsquellen vorhanden sind
- Nutzung taktiler Übersichtskarten wenn vorhanden
- bevorzugt den schnellsten Weg zum Ziel
Herausforderungen
- Wege in unbekannten Gebäuden schnell finden
- Zugang zu digitalen Karten bekommen
Nützliche Funktionen
- Informationen zu physischen Barrieren in Gebäuden erhalten
- Informationen zu schnellen Wegen in Gebäuden erhalten
- Taktile oder 3D-gedruckte Karte für Gebäude erhalten
- Auditive Navigationsanweisungen
- Schnelle Wege durch das Gebäude basierend auf seinen Fähigkeiten
- Schnelle und unkomplizierte Bedienung der Smartphoneanwendung
- Sprachgeschwindigkeit der Ausgabe einstellbar
- Zugängliche, digitale You-are-here Maps
Toni, 55 Jahre, blind
Zurückhaltend, unsicher
Es fällt mir schwer mich in Gebäuden ohne Assistenz zurechtzufinden. Übersichtliche, taktile Karten könnten mir helfen, mich in einem Gebäude besser zurechtzufinden oder geplante oder bereits gegangene Wege wiederzufinden.
Toni, 55 Jahre, blind
Über die Person
Toni ist seit der Kindheit blind und besitzt sehr gute Braillekenntnisse. Wenn immer es möglich ist, versucht Toni die Welt tastend zu erkunden. Toni besucht mehrere Male im Jahr Bürogebäude, Bahnhöfe, Restaurants und Einkaufszentren, jedoch so gut wie nie ohne Assistenz, die bei der Wegefindung unterstützt. Ohne die Assistenz fühlt Toni sich unwohl, da Hilfe vor Ort häufig nicht verfügbar oder auffindbar ist. Navigationsanwendungen sind für Toni meist zu überladen und kompliziert, sodass eine Bedienung entsprechender Anwendungen schwer fällt.
Erfahrungen & Fähigkeiten
- Braillekenntnisse: sehr gut
- Orientierung: mittel
- Karten: wenige
- Technologie: wenig
Ziele & Motivation
- Unterstützung bei der Planung und Durchführung von Reisen zu Gebäuden
- Sich in unbekannten Gebäuden auch ohne Assistenz orientieren können
- Nutzung von taktilen Gebäudekarten erlernen, um sichere Wege selbst finden zu können
- Wege in Gebäuden kennenlernen und wiederfinden
Hilfsmittel
Toni hat immer einen Langstock sowie wenn möglich auch eine Assistenz auf Reisen dabei.
Verhalten
- Planung einer Reise mehrere Tage oder Wochen im Voraus
- keine Erfahrungen mit Navigationsanwendungen oder Karten
- Bevorzugung von Beschreibungen und taktile Karten für Navigation, Orientierung
- Orientierung über taktile Beschriftungen oder Haptik
- nutzt Gebäudemerkmale zur Orientierung oder fragt, wenn keine anderen Informationsquellen vorhanden sind
- bevorzugt den sichersten Weg zum Ziel
Herausforderungen
- Orientierung ohne Assistenz/Hilfestellung
- Persönliche Hilfe vor Ort bekommen
- Verwendung digitaler Anwendungen für das Smartphone
- Überladene/komplexe taktile Darstellungen
- Anfertigung taktiler Materialien (keine Hardware, Software und entsprechende Kenntnisse zur Verfügung)
- fehlende taktile Beschriftungen oder Sprachausgaben in Gebäuden
- Finden von vorher mit Assistenz geplanten, sicheren Wegen in Gebäuden
Nützliche Funktionen
- Braillebeschreibung eines Gebäudes/Weges zur Verfügung (Nutzung vor Ort) + Beschreibungen als Audio-Datei
- übersichtliche, taktile Karte eines Gebäudes mit Zielen
- Zugang zu Druckservice für Braille und taktile Grafiken
- Hinweis auf taktile Beschriftungen und Barrieren im Gebäude
- Rückmeldung zur aktuellen Position im Gebäude (You-are-here Maps)
- Natürliche Ein- und Ausgabemodalitäten möglichst ohne Handnutzung (z.B. Sprachsteuerung, Sonifikation)
- Kontaktdaten von Rezeption o.Ä. direkt bekommen
Persona: Menschen mit starker Seheinschränkung
Mika, 25 Jahre, stark seheingeschränkt
Zuversichtlich, selbstsicher
Viele Gebäude und Wege sind unzureichend beschriftet, Beschriftungen sind falsch angebracht oder zu klein. Meist sind diese aber essentiell, was die Orientierung erschwert.
Mika, 25 Jahre, stark seheingeschränkt
Über die Person
Mika hat die Sehbehinderung früh im Leben erlangt und gelernt damit gut zurechtzukommen. Brailleschrift beherrscht Mika, obwohl der Sehsinn stark eingeschränkt ist, nur rudimentär. Lieber greift Mika auf taktile Schwarzschrift oder große Beschriftungen zurück. Wenn Mika etwas nicht selbst lesen kann, wird das Smartphone zur Hand genommen. Mika besucht oft unbekannte Gebäude, wie Bürogebäude, Einkaufszentren, Bahnhöfe und Restaurants. Mika verwendet viele Apps, die z.B. beim Vorlesen von Beschriftungen unterstützen. Es nervt Mika, dass dafür immer viele verschiedene Anwendungen notwendig sind.
Erfahrungen & Fähigkeiten
- Braillekenntnisse: wenig
- Orientierung: sicher/gut
- Karten: viele
- Technologie: viel
Ziele & Motivation
- Hilfreiche und barrierefreie Informationen über Gebäude erhalten (digitale oder taktile Karten, Beschreibungen)
- Hilfreiche Features und Informationen in einer App erhalten
- Unterstützung beim Erkennen von Beschriftungen erhalten
- Informationen über Barrieren in Gebäuden erhalten
- Unterstützung bei der Wegefindung erhalten
Hilfsmittel
Mika verwendet verschiedene Smartphone Apps z.B. zum Vorlesen, manchmal auch eine elektrische Lupe oder ein Tablet mit Headset.
Verhalten
- keine Planung oder direkt am selben Tag mit Hilfe digitaler Karten und Beschreibungen
- keine Planung, weil verfügbare Materialien entweder nicht hilfreich oder nicht zugänglich sind
- eigenständige, explorative Suche nach Wegen in Gebäuden oder Verwendung einer Karte (digital, taktil)
- Verwendet Outdoor Navigationsanwendungen: textuelle Beschreibungen für Navigation bevorzugt, manchmal visuell
Herausforderungen
- Zu kleine, schlecht angebrachte (z.B. zu hoch) oder fehlende Beschriftungen in Gebäuden
- unterschiedliche Höhe von Treppenstufen, gekrümmte und komplexe Gebäude
- Häufiger Wechsel zw. Apps für verschiedene Hilfsanwendungen
Nützliche Funktionen
- Zugang zu Beschriftungen im Gebäude ermöglichen (z.B. digitalisieren, vergrößern)
- Hinweis auf Barrieren, z.B. schwer zugängliche Treppen
- Digitale Karte zur Wegeplanung
- Zugängliche Anwendung (hoher Kontrast, große Buttons und Beschriftungen, Zoom)
Glenn, 61 Jahre, stark seheingeschränkt
Zurückhaltend, unsicher
Ich fühle mich in unbekannten Gebäuden oft unsicher, da ich aufgrund zu kleiner Schrift oder schlechter Ausleuchtung Orientierungsprobleme habe.
Glenn, 61 Jahre, stark seheingeschränkt
Über die Person
Glenn bezieht Frührente und bekam die Sehbehinderung erst spät im Leben, weshalb Glenn noch kein Mobilitätstraining absolviert hat. Glenn geht selten in unbekannte Gebäude, wie Einkaufszentren, Bahnhöfe, Restaurants oder Kultureinrichtungen, da dies meist mit Unsicherheit für Glenn verbunden ist. Mit der Begleitung einer Assistenz fühlt Glenn sich sicherer. Bekannte Gebäude besucht Glenn auch allein, wenn es sein muss. Wenn Glenn einen Weg allein finden muss, werden meist andere Menschen gefragt oder Glenn nutzt Karten zur Orientierung.
Erfahrungen und Fähigkeiten
- Braillekenntnisse: keine
- Orientierung: unsicher/schlecht
- Karten: wenige
- Technologie: wenig
Ziele & Motivation
- Informationen über die Barrierefreiheit und Aufbau des Gebäudes bei der Planung erhalten
- Wege zu und in unbekannten Gebäuden vorher planen können
- Selbstständig sichere Wege in unbekannten Gebäuden finden können
- Mehr Sicherheit in der Orientierung und Navigation erlangen
- Sich den Aufbau von Gebäuden besser vorstellen können
Hilfsmittel
Glenn hat ein Smartphone und sein Monokular immer dabei. Der Umgang mit dem Smartphone fällt jedoch schwer, Glenn benötigt Training für deren Verwendung.
Verhalten
- Planung neuer Wege mehrere Tage oder Wochen im Vornherein
- Nutzt Fotos, Beschreibungen und selten digitale Karten zur Planung zu Hause
- bevorzugt Assistenz oder fragt nach dem Weg
- verwendet keine digitalen Hilfsmittel zur Orientierung im Gebäude
- nutzt visuelle Gebäudemerkmale oder wenn vorhanden analoge Karte zur Orientierung
Herausforderungen
- Schlecht beleuchtete Gebäude mit zu kleinen oder fehlenden Beschriftungen
- Tunnel zwischen Gebäuden, offene Treppenstrukturen und unterschiedliche Treppenhöhen
- Fehlende Unterstützung durch Hilfsperson
- Bedienung neuer Anwendungen
- Beschriftungen auf Karten lesen können
Nützliche Funktionen
- Unterstützung bei der Planung und Orientierung vor Ort auch ohne technische Hilfsmittel
- Erleichterter Einstieg in die Bedienung einer Anwendung
- Viele Gebäudeinformationen im Vornherein erhalten
- Planungsinformationen vor Ort abrufbar
- Unterstützung durch textuelle Instruktionen, visuelle Merkmale (z.B. durch Fotos oder zugängliche, analoge Karten
- Hinweis zur Unterstützungsmöglichkeiten vor Ort
Persona: Menschen eingeschränkter Mobilität
Nicky, 45 Jahre, mobilitätseingeschränkt
Zuversichtlich, selbstsicher
Häufig muss ich selbst rausfinden, ob ein Gebäude barrierefrei ist und wie viel Zeit der Weg benötigt. Ich würde meine Erfahrungen gern mit anderen teilen!
Nicky, 45 Jahre, mobilitätseingeschränkt
Über die Person
Nicky verwendet einen Rollstuhl, um sich fortzubewegen. Nicky arbeitet in einem großen Unternehmen in einem Büro. Nicky besitzt einen Führerschein und kann dank eines Umbaus ein Auto selbstständig fahren, um möglichst flexibel zu sein. Häufig kommt Nicky zu Geschäftsterminen zu spät oder kann sie nicht wahrnehmen, da das Finden von barrierefreien Eingängen und Wegen viel Zeit kostet. Da Nicky häufig Gebäude bereist, würde Nicky gern zur Verbesserung der Barrierefreiheit in Gebäuden beitragen und die gemachten Erfahrungen teilen.
Erfahrungen & Fähigkeiten
- Mobilität: immobil
- Orientierung: sicher/gut
- Karten: mittel
- Technologie: viel
Ziele & Motivation
- Gebäude nach ihrem Grad der Barrierefreiheit auswählen können
- Spezifische Informationen über barrierefreie Wege und Lage von Rollstühlen etc. erhalten
- mehr Flexibilität und Spontanität sowie Unabhängigkeit bei Reisen erhalten
- Erfahrungen zur Barrierefreiheit von Gebäuden mit anderen teilen und für sich persönlich speichern
Hilfsmittel
Nicky verwendet einen Standardrollstuhl und hat das Smartphone immer dabei.
Verhalten
- Keine Planung von Reisen oder erst am gleichen Tag
- Vorrangig Nutzung digitaler oder gedruckter Karten und Fotos zur Planung auf dem Weg zum Gebäude
- Finden unbekannter Wege mit Hilfe von Karten oder Beschreibungen
- An bekannte Wege erinnert sich Nicky gut, Orientierung an visuellen Gebäudemerkmalen
- Erfahrung mit Navigationsanwendungen für Outdoor
- Erfahrungen mit gedruckten Gebäudekarten, aber keinen digitalen, da diese nicht zur Verfügung standen
- Liste bereits besuchter Gebäude mit Barrierefreiheitsmerkmalen und eigenen Erfahrungen
Herausforderungen
- Bereits befahrene Wege bei erneutem Gebäudebesuch wieder abrufen
- Einschätzen der Barrierefreiheit von Gebäuden, also fehlende Informationen zur Barrierefreiheit
- Betreten von Gebäuden, die nicht barrierefrei sind
- Finden von rollstuhlgeeigneten, schnellen Wegen in unbekannten Gebäuden
- Merken und Teilen der Erfahrungen mit der Barrierefreiheit bestimmter Gebäude
Nützliche Funktionen
- Speichern von eigenen Wegen in einem Gebäude/ tracken gefahrener Wege
- Speichern von Barrierefreiheitsinformationen für bestimmte Gebäude
- Teilen von Informationen mit anderen
- Angabe der Dauer (ggf. Entfernung und Schwierigkeit des Weges) zur Bewältigung von Wegen (abhängig vom eigenen Profil)
- Liste bereits besuchter Gebäude + eigene Notizen dazu
- Navigation mit digitaler Karte und Sprachausgabe in Gebäuden
Sandy, 38 Jahre, mobilitätseingeschränkt
Zurückhaltend, unsicher
Ich plane Reisen oft lange im Voraus, da ich Informationen zur Zugänglichkeit und Barrierefreiheit von Gebäuden aus verschiedenen Quellen suchen muss. Oft konnte ich erst vor Ort feststellen, dass ein Gebäude nicht rollstuhlgerecht ist.
Sandy, 38 Jahre, mobilitätseingeschränkt
Über die Person
Sandy ist nach einem Unfall mobilitätseingeschränkt, sodass Sandy nur sehr kurze Strecken ohne einen Rollstuhl bewältigen kann. Sandy plant Besuche von unbekannten Orten, wie Bürogebäude oder medizinische Einrichtungen, Einkaufszentren oder Hotels mehrere Tage oder Wochen im Voraus. Wenn Sandy in ein unbekanntes Gebäude muss, ist es oft mühsam die notwendigen Informationen zu bekommen, die helfen einzuschätzen, ob ein Gebäude barrierefrei befahrbar ist. Sandy fällt es oft schwer sich zu orientieren, um selbstständig einen befahrbaren Weg innerhalb von Gebäuden zu finden und sich zu merken.
Erfahrungen & Fähigkeiten
- Mobilität: wenig mobil
- Orientierung: mittel
- Karten: mittel
- Technologie: wenig
Ziele & Motivation
- Informationen über die Befahrbarkeit von Gebäuden mit einem Rollstuhl vor der Reise erhalten
- Informationen über barrierefreie Wege und Lage von Fahrstühlen etc. erhalten
- mehr Flexibilität und Spontanität bei Reisen erhalten (weniger Planung durch verfügbare Informationen)
- Unterstützung beim Merken von Wegen erhalten
Hilfsmittel
Sandy benutzt meist einen Standardrollstuhl. Für längere Strecken oder Ausflüge benutzt sie einen E-Rollstuhl, da dieser Kraft spart und bequemer ist. Für kurze Strecken benutzt Sandy manchmal eine Unterarmstütze.
Verhalten
- Planung mehrere Tage oder Wochen im Voraus mit Fotos, digitalen und gedruckten Karten und Beschreibungen
- Wege innerhalb von unbekannten Gebäuden findet Sandy mit digitalen und gedruckten Karten, Beschreibungen oder durch Erfragen
- Bekannte Wege (z.B. zurück zum Ausgang) versucht sie sich zu merken, um diese selbstständig zu absolvieren
- nutzt Navigationsanwendungen für Outdoor--Umgebungen und präferiert visuelle Anweisungen
- nutzt Gebäudemerkmale zur Orientierung oder fragt, wenn die Möglichkeit vorhanden ist
- bevorzugt einen sicheren und komfortablen Weg zum Ziel und versucht den Aufbau und die Struktur eines Gebäudes zu verstehen
- Wenn keine Informationen vorhanden sind: Wenn möglich Kontakt zu Gebäudeverantwortlichem aufnehmen
Herausforderungen
- Merken von Wegen in unbekannten Gebäuden
- Einschätzen der Barrierefreiheit von Gebäuden, aufgrund fehlender Informationen zur Barrierefreiheit, was zu Unsicherheit führt
- Betreten von Gebäuden, die nicht barrierefrei sind (z.B. zu schmale oder schwere Türen, keine Rampen etc.)
- Finden von rollstuhlgeeigneten, sicheren Wegen in unbekannten Gebäuden
- Gebäude sind nicht mit einem E-Rollstuhl befahrbar (zu breit), auch wenn Gebäude als “barrierefrei” ausgewiesen sind
- stark verwinkelte Gänge, die wenig rechte Winkel haben
- fehlende Ansprechpersonen vor Ort
- Entscheidung für passendes Hilfsmittel (E-Rollstuhl, Standardrollstuhl)
Nützliche Funktionen
- Definition eines eigenen Profils bzw. Festlegung spezieller Charakteristiken zur Barrierefreiheit (z.B. Türbreiten) bzw. Hilfsmittelauswahl
- Unterstützung Wegefindung (hilfsmittelabhängig): Sicheren Weg durch das Gebäude wählen können
- Eingeben und Abrufen von Wegen in Gebäuden
- Kontakt zu Hilfsperson/Pförtner:in in schnell bekommen
- Fotos, gedruckte oder digitale Karten zur Orientierung vor Ort bereitstellen
- Sichere Bereiche im Gebäude hervorheben
User Journey Map
User Journey Mapping ist eine Technik, um einen ganzheitlichen Überblick über die Interaktionsmöglichkeiten der Zielgruppe mit einer zu entwickelnden Anwendung zu erhalten. Dabei wird die gesamte „Reise“ eines Nutzenden, meist durch eine Persona repräsentiert, wobei alle Berührungspunkte (Touchpoints) mit einer Anwendung betrachtet und festgehalten werden. Touchpoints sind dabei Interaktionen, die der Nutzende mit der Anwendung durchführt. Es werden dabei alle Schritte und Aktionen des Nutzenden von der ersten Berührung mit der Anwendung bis zum Erreichen eines gewünschten Ziels berücksichtigt und in eine Zeitleiste eingefügt. Letztendlich kann auf diese Weise ein konsistentes Verständnis für die Ziele der Nutzenden bei jedem Schritt erreicht werden.
In einer Workshop-Sitzung wurden die User Journey Maps durch die Definition der folgenden Punkte ausgearbeitet:
- Handelnde Person: Persona, die die „Reise“ mit einem bestimmten Ziel erlebt
- Phasen: die übergeordneten Stufen der „Reise“, um die Aktionen zu strukturieren
- Aktionen: tatsächliche Verhaltensweisen und Schritte, die die handelnde Person unternimmt
- Touchpoints: Interaktionen der nutzenden Person mit der Anwendung
Die User Journey Maps (jeweils eine pro Persona) wurden dann kombiniert und konsolidiert. Als Ergebnis entstand ein Überblick über die möglichen Interaktionen der Nutzenden mit der Anwendung.
Die folgenden drei Phasen wurden dabei definiert: (1) Anpassung an die eigenen Bedürfnisse und an das Nutzungsszenario (Individualisieren); (2) Erlernen der Nutzung der Anwendung und Erkunden der bereitgestellten Informationen über ein Gebäude von zu Hause aus (Erkunden & Lernen); (3) Orientierung mit den bereitgestellten Informationen innerhalb eines Gebäudes (Orientieren).
1. Phase – Individualisieren. In der ersten Phase öffnet ein Nutzender zunächst eine Karte. Dabei kann es sich entweder um eine digitale Karte in der Anwendung oder um eine physische Karte, z. B. einen taktilen Ausdruck, handeln. Für die Anpassung kann ein vordefiniertes Profil gewählt werden. Das Profil bestimmt, welche Informationen zur Barrierefreiheit auf der Karte angezeigt werden. Weitere individuelle Änderungen können am Profil vorgenommen werden. Zusätzlich kann die Art der Ausgabe gewählt werden, z.B. visuelle oder taktile Karte, textuelle Darstellung und/oder Audioausgabe. Schließlich kann festgelegt werden, ob die Nutzung zu Hause oder vor Ort erfolgt. Dies bestimmt z.B., ob eine Lokalisierung des Nutzenden stattfindet.
2. Phase – Erkunden & Lernen. Nach der Anpassung an die spezifischen Bedürfnisse des Nutzenden folgt die Phase des Erkundens und Lernens. Ein (Ziel-)Gebäude kann z.B. durch Eingabe der Adresse oder des Namens des Gebäudes oder visuell auf der Karte gesucht werden. Anschließend können Informationen über die Erreichbarkeit eines Gebäudes zu Hause abgerufen werden. Zu diesem Zweck werden allgemeine Informationen über das Gebäude angezeigt, die auf dem ausgewählten individuellen Profil basieren. Nutzende können erkunden, was in dem jeweiligen Gebäude vorhanden ist, z. B. ein Aufzug mit akustischer Ansage und wo dieser sich befindet. Darüber hinaus ist es möglich, nach Zielen oder Points of Interest innerhalb eines Gebäudes zu suchen. Zur späteren Verwendung können die Karte oder die Gebäudeinformationen gespeichert oder exportiert werden, um sie auszudrucken oder mit anderen zu teilen.
3. Phase – Orientieren. Neben der Informationsbeschaffung von zu Hause aus, ist auch die Orientierung vor Ort in einem Gebäude wichtig. Dazu wird der Standort und das Ziel bestimmt. Damit ist es möglich, den Standort des Nutzenden innerhalb eines Gebäudes zu finden und in einem weiteren Schritt ein Ziel vor Ort zu suchen. Außerdem kann auch nach Informationen über Standorte einer bestimmten Klasse gesucht werden, z.B. alle barrierefreien Toiletten in einem Gebäude. Auf dem Weg zu dem so definierten Ziel können z.B. interessante Orte in der Nähe des aktuellen Standortes angezeigt oder ausgegeben werden. Es werden also Informationen in Bezug auf den aktuellen Standort bereitgestellt.