Textuelle Beschreibungen von Gebäudekarten

Bei der Vorbereitung des Besuchs eines unbekannten Gebäudes kommen häufig visuelle Informationen zum Einsatz, wie beispielsweise Gebäudepläne, Bilder des Gebäudes oder eines spezifischen Merkmals oder auch 360 Grad Ansichten wie in Google Street View.

Auch vor Ort existieren viele visuelle Hinweise, die die Orientierung und Mobilität in einem Gebäude ermöglichen oder erleichtern. Dies können ebenfalls Karten sein, aber auch (Tür-)Schilder, Richtungsangaben mittels Pfeilen oder Hinweistafeln.

All diese Informationen sind für Menschen mit Sehbeeinträchtigung nur eingeschränkt oder gar nicht nutzbar. Textuelle Beschreibungen von Gebäuden und den existierenden Gebäudemerkmalen können dann eine wichtige Informationsquelle sein, um eine eigenständige und unabhängige Mobilität für Menschen mit Sehbeeinträchtigung zu gewährleisten. 

Je nach Szenario können unterschiedliche Arten der Beschreibung räumlicher Umgebungen genutzt werden: egozentrische oder allozentrische Beschreibungen.

Inhalte:


Allozentrische Beschreibungen

Bei allozentrischen Beschreibungen werden Informationen unabhängig von der Position eines Nutzenden angegeben mittels eines absoluten Referenzsystems. Objekte werden daher in Bezug zueinander oder in Relation zum Referenzsystem beschrieben.

Diese Form der Beschreibung ist vor allem für die Planung eines Besuchs im Vorfeld von Relevanz.

Als Basis wurde eine Studie mit Menschen mit Blindheit und hochgradiger Sehbehinderung durchgeführt. In dieser wurden Anforderungen der Zielgruppe an (allozentrische) Beschreibungen einer Karte als Vorbereitung des Besuchs eines Gebäudes erhoben. Hierbei ergab sich, dass eine kurze, strukturierte Beschreibung mit den relevanten Informationen von der Zielgruppe gewünscht wird.

Anhand der analysierten Anforderungen wurde eine Grammatik zur Generierung allozentrischer Gebäudebeschreibungen entwickelt und prototypisch realisiert. Des Weiteren fand eine Überarbeitung auf Basis von Nutzenden-Feedback statt.

Die resultierenden allozentrischen Gebäudebeschreibungen sind in Mapable integriert als ausführlichere Beschreibungen für ein Gebäude und einzelne Stockwerke. 


Egozentrische Beschreibungen

Bei egozentrischen Beschreibungen werden dem Benutzer Informationen über Objekte in der Umgebung, wie Treppen, Toiletten, Türen oder Räume, in Textform vermittelt. Die Position der Objekte wird in Bezug zur Position und Orientierung des Nutzenden beschrieben. Der Nutzende „sitzt“ in diesem Fall im Zentrum des Bezugssystems – daher „ego-zentrisch“.

Diese Art der Beschreibung ist vor allem vor Ort relevant, wenn man sich in einem Gebäude bewegt, könnte aber auch für eine Simulation oder einen virtuellen Rundgang durch ein Gebäude verwendet werden.

Für die Gestaltung der egozentrischen textuellen Beschreibungen wurde eine Analyse ähnlicher Ansätze aus der Literatur, einschließlich Forschungsprototypen und ähnlicher Systeme (z.B. Blindsquare), durchgeführt. Basierend auf dieser Analyse wurde eine Grammatik in Form von Regeln und Spezifikationen für die textuellen Beschreibungen innerhalb von Gebäuden entwickelt. Die Grammatik ist spezifisch für die deutsche Sprache und wurde in einer Online-Studie mit blinden Nutzenden evaluiert. Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass Nutzernde aus den bereitgestellten textuellen Beschreibungen eine mentale Karte erzeugen können. Darüber hinaus sollten die Beschreibungen konsistent sein, indem sie eine feste Wortabfolge haben. Zusätzliche Konfigurationsmöglichkeiten sollten zudem gegeben werden.

Die egozentrischen textuellen Beschreibungen wurden in der prototypischen App MapEar implementiert.